Leseprobe aus „Liebe im Celler Land“ von Wolfgang Kirks  

Kapitel „Eine Winterliebe“

 

… War es die Blonde von gegenüber? Aber ich wollte nicht mehr hinschauen, denn es gab zu ihr keine Ansatzpunkte einer Annäherung und was soll`s, wenn ein so hübsches Mädchen in Begleitung erscheint, ist sie für mich eben vergeben und somit tabu.

Ich winkte dem Barkeeper Fredrik und bat ihn um einen Block Papier und einen Stift. Und dann fing ich an zu schreiben und war ganz schnell darin vertieft, blickte nur ab und zu mal auf, um einen neuen Drink zu bestellen. Ich achtete auch nicht mehr auf die Vierer-Gruppe, bis diese etwas lauter wurde und offensichtlich aufbrechen wollte. Na ja, das Übliche dachte ich: Getränke bezahlen, Küsschen hier und Küsschen da und man erhebt sich. Aber Moment mal, was war denn das? Die zwei Männer und die Dunkelhaarige entfernten sich und Blondie blieb sitzen, blieb einfach dort! Völlig irritiert blickte ich auf meinen Schreibblock und wusste plötzlich nichts mehr zu schreiben. Inzwischen waren noch zwei reifere Männer erschienen und hatten sich an einen der kleinen Tische im Hintergrund gesetzt. Mehr oder weniger alleine saßen nun das Mädchen und ich an der langen Bar. Fredrik hatte unterhalb des Tresens auf seiner Seite sowohl eine CD-Anlage als auch noch einen Plattenspieler. Ich beobachtete, wie er nun auf diesen eine Single-Schallplatte legte und nun sang mit einschmeichelnd weichen Klängen das Trio Pussycat schmachtend und schmusig seinen Erfolgssong von einst „My Broken Souvenirs“. Was sollte das denn nun? Die Tanzfläche war leer, sollte ich die junge Frau jetzt einfach auffordern, wie Fredrik wohl mit diesem Song andeuten wollte? Doch nein, das war eine Melodie für verliebt Tanzende, zärtlich und eng, Wange an Wange. Aber ich konnte es mir durchaus vorstellen: langsames Gleiten - ihre Arme um meinen Hals - ihre weichen Haare an meinen Lippen …

 

Ich schreckte auf, es war jetzt 22:30 Uhr. Plötzlich winkte die junge Frau dem Barkeeper und flüsterte ihm etwas zu, worauf er ihr ebenfalls Papier und Kuli brachte. Sie senkte den Kopf, schrieb etwas, ihre blonden Haare fielen in ihr Gesicht und mit völlig ausdrucksloser Mine übergab sie dem Fredrik das Blatt Papier mit einem Kopfnicken in meine Richtung. Fredrik liebte wohl solche Spielereien und hatte wahrscheinlich Ähnliches schon oft erlebt. Ich aber war völlig überrascht, als er den Bogen mit einem strahlenden Lächeln vor mich hinlegte und mit gekreuzten Armen auf meine Reaktion lauerte. Eine niedliche, mädchenhafte und sympathische Handschrift auf ihrem Blatt Papier:

Was schreiben Sie denn so unermüdlich und pausenlos vor sich hin?“

Ich blickte zu ihr hinüber, sie lächelte verhalten und hob fragend die Augenbrauen. Also nahm auch ich einen Bogen und schrieb:

Sie haben mich anfangs inspiriert und zum Schluss verwirrt“.

Sofort, als wenn er nur darauf gewartet hätte, nahm Fredrik mir das Papier aus der Hand und legte es eilfertig vor der süßen Blonden hin und blieb erwartungsvoll vor ihr stehen. Ihr Lächeln wurde offener und sie sah nachdenklich zu mir herüber, den Kugelschreiber an den Lippen, dann sah sie zum Barkeeper auf und deutete auf ihr leeres Glas. Und nun erwies sich der Fredrik als ein echter Profi seines Faches, er nickte zustimmend zu mir herüber und deutete auf ihr und mein ebenfalls leeres Glas. Ich bejahte seine heimliche Aufforderung und freudig tänzelnd und vor sich hinsummend füllte er das Glas seines weiblichen Gastes und dann auch meines und machte das Mädchen mit eifrigem Kopfnicken zu mir herüber auf den edlen Spender aufmerksam. Sie prostete mir mit einem scheuen Lächeln zu und schrieb: ….